02841/603-0
Mo-Fr 10-19 Uhr, Sa 10-16 Uhr

DIE THONET-STAHLROHRMÖBEL – EINE ERFINDUNG AUS DER BAUHAUS-EPOCHE

Thonet 100 Jahre Bauhaus. Form und Ästhetik von Stahlrohrmöbeln erscheinen uns heute selbstverständlich. Sie sind bekannte Meilensteine der Designgeschichte. Seit Langem beschäftigen sich Kunsthistoriker wie Materialforscher mit den Details der Entstehung dieser gestalterischen Innovation. Wann entstanden welche Entwürfe? Wie beeinflussten sich die ersten Gestalter der Stahlrohrmöbel gegenseitig? Nach Ende des Ersten Weltkriegs erfasst in Deutschland eine allgemeine Krise Gesellschaft und Politik, die auch ästhetische Alltagsformen in ihren Grundfesten erschüttert und Veränderungen provoziert. Im ersten Nachkriegsjahr 1919 entsteht nicht nur das Bauhaus in Weimar, nebenan im Theater berät die Nationalversammlung über die Weimarer Verfassung und der Versailler Friedensvertrag spaltet die Gesellschaft.

Mit der Krise der bürgerlichen Ideale im Ersten Weltkrieg kam verstärkt der Wunsch nach einer nüchternen, funktionalen Bauweise. Als Vertreter der „Neuen Sachlichkeit“ erklärten die Architekten des Bauhauses Michael Thonets Prinzip, Form und Material auf das Wesentliche zu reduzieren, zu ihrer Leitlinie. Thonets Bugholzentwürfe aus dem 19. Jahrhundert, darunter der Kaffeehausstuhl 214 (Nr. 14), waren die ersten in Serie gefertigten Möbel und so Symbol des industriellen Standards sowie Ausdruck des modernen Geistes. Es überrascht daher nicht, dass Ende der 1920er Jahre das seinerzeit neuartige Stahlrohr bald zum beliebten Material der Bauhaus-Architekten wurde. In dieser Zeit behauptete sich Thonet ein weiteres Mal als Meister der gebogenen Formen und besiegelte seine Spitzenposition bei der Entwicklung innovativer Sitzmöbel, zu denen auch der revolutionäre „Freischwinger“ zählte. In den 1930er Jahren wurde das Unternehmen zum führenden Hersteller von Möbeln aus Stahlrohr.
Als einer der Ersten experimentierte der junge ungarische Gestalter und Bauhaus-Architekt Marcel Breuer bereits Mitte der 1920er Jahre mit dem neuartigen Material. Für einen Prototypen hatte er Stahlrohr der Fahrradfabrik Adler angefragt, die seinen Wunsch jedoch verweigerte. Die Firma zeigte sich befremdet von der „verrückten Idee“, dass ein Inneneinrichter von seinem neuen Adler-Fahrrad zu einer solch revolutionären Tat inspiriert wurde. Thonet erkannte früh das Potential des beeindruckenden Werkstoffs und sicherte sich über die Kontakte zum Dessauer Bauhaus die Rechte an den besten Entwürfen von Avantgardisten wie Ludwig Mies van der Rohe, Mart Stam oder Le Corbusier – und Marcel Breuer.
Thonet 100 Jahre Bauhaus
1928 wurde ein Vertrag zwischen Thonet und Breuer über ein eigenes Stahlrohrprogramm geschlossen, ein Jahr später erwarb Thonet Breuers Firma „Standard Möbel“ und brachte eine umfassende Stahlrohrkollektion auf den Markt. In diesen Jahren entstanden zahlreiche Entwürfe des jungen Architekten für Thonet, so u.a. die Freischwinger B 32 und B 64 – heute unter den Modellnummern S 32 und S 64 bekannt – sowie der doppelt freischwingende Clubsessel S 35, mit dem Thonet auf dem Internationalen Pariser „Salon des Artistes Décorateurs“ im Jahr 1930 für großes Aufsehen sorgte.
Thonet 100 Jahre Bauhaus
In der Aufbruchsstimmung der Nachkriegszeit setzte sich das Stahlrohr schließlich zunehmend als Material für Möbel durch – man konnte es biegen, es war elastisch und fest zugleich. Die enorme Robustheit des Materials, dessen handwerklich erstklassige Verarbeitung und das minimalistische Design der Entwürfe machen unsere Stahlrohr-Klassiker aus der Bauhaus-Ära zu extrem langlebigen Begleitern, die auch noch kommende Generationen begeistern werden. Seit ihrer Entstehung werden die Originalentwürfe der großen Ikonen von Breuer, Stam und Mies van der Rohe bei uns in Frankenberg produziert.

Serienfertigung und Durchbruch

In der Folge erprobten viele Entwerfer die Möglichkeiten und Grenzen des Werkstoffs Stahlrohr. Mart Stam kritisierte „Möbelkünstler“ und verwarf Formen, die nicht seinen asketischen Prinzipien entsprachen, als „unmögliche Stahlmakkaroni-Ungeheuer“. Für kurze Zeit lehrte Stam 1928/29 am Bauhaus in Dessau Städtebau. Die Firma Standard-Möbel, der Breuer seine Rechte übertrug, wurde 1929 von Thonet übernommen.

Thonet 100 Jahre Bauhaus
Thonet 100 Jahre Bauhaus

Zukunft einer Jahrhundert Erfindung

Beide Entwicklungslinien, die des Luxus wie die der Einfachheit, spielen für das Möbeldesign bis heute eine maßgebliche Rolle und werden nicht mehr als polarisierender Gegensatz empfunden. Stahlrohrmöbel sind dabei als ästhetischer Akzent eines veränderten Wohnstils bis heute von Bedeutung.

Die zeitlosen Bauhaus-Klassiker von Thonet ...
Thonet S 43

Thonet S 43

Thonet S 33

Thonet S 33

Thonet S 64

Thonet S 64

Thonet S 34

Thonet S 34